Golf und Natur - Die Heckenbraunelle

Sie ist wahrlich keine Gesanges Künstlerin, ihr leises „sisisi“ wird einfach überhört.
Aber sehen könnte sie sich dann doch lassen! Auch hier Fehlanzeige.
Wie eine Maus huscht sie an Gebüsch- und Heckenrändern, unter Gartenzäunen und an Hausmauern entlang, sucht im Sommer Raupen, Ameisen, alles was an Insekten kreucht und fleucht, im Winter genügen ihr Sämereien.
Nein, sie bleibt bequem immer am Boden, macht sich nicht die Mühe, etwa auf ein Ästchen über ihr zu springen oder durchs Gebüsch zu hüpfen. Sie ist meist ein Sommergast, allerdings in kalten Wintern verzieht er sich gen Süden.

Und wie sieht der Vogel denn überhaupt aus. Eigentlich wie ein weiblicher Spatz, nur ein kleinwenig kleiner. Deswegen nennen ihn die englisch Sprechenden „Hedgesparrow = Heckensperling“.
Klar zu erkennen an ihrem spitzen Pinzetten Schnabel, im Gegensatz zu dem Kompakt Schnabel des Sperlings. Die Männchen unterscheiden sich nicht in ihrem Aussehen von dem der Weibchen.
Weibchen wie Männchen sind territorial, jedoch überlappen sich häufig ihre Gebiete. Das führt zu Promiskuität, ein Männchen paart sich mit mehreren Weibchen und umgekehrt. Aber gemach!
So leicht lässt sich ein Männchen keine Kuckucksbrut unterschieben. Das kluge Männchen schaut sich die Kloake des vor ihm duckenden Weibchens zunächst genau an. Entdeckt er einen Spermapfropf in deren Kloake, das von einem Konkurrenten stammt, der vor ihm bei der Begehrten Erfolg hatte, zieht er den mit seinem spitzen Schnabel heraus, ehe er sie dann beglückt.

Ihre napfförmigen Nester bauen sie an der Schattenseite von Bäumen oder Büschen, nicht sehr hoch über dem Boden, im Dickicht versteckt. Aus Halmen und Ästchen, mit Moos und darüber mit Haaren und Federn gepolstert. Das Weibchen legt nicht nur die drei bis sechs grünblauen Eier, sondern bebrütet sie 13 bis 14 Tage weitgehend alleine. Beim zwei Wochen folgenden Füttern helfen dagegen das dominante Männchen und manchmal sogar das unterlegene Männchen, mit seinem überlappenden Territorium. Er ahnt ja nicht, dass der Boss dessen Spermapfropf vor seiner eigenen Paarung entfernt hat, und er Junge füttert, die nichts von seinen Genen mitbekommen haben.
Da die erste Brut schon im April bei der spärlich entwickelten Vegetation häufig von Räubern entdeckt und verloren geht, folgt im Juli die zweite. So dass selbst in unseren Zeiten der Bestand der Heckenbraunelle nicht gefährdet ist.

Sie wissen jetzt Bescheid, entdecken Sie bei Ihrer Suche nach Ihrem verschossenen Ball demnächst im Gebüsch einen auf dem Boden laufenden, braunen Vogel so ist das kein Spatz, sondern eine Heckenbraunelle.

Text und Bilder: Prof. Dr. Joachim Mauss

Heckenbraunelle: Flügel wie ein Spatz, Pinzetten Schnabel

Noch junges Sperlingsweibchen, Kompakt Schnabel